In diesen Tagen jährt sich zum ersten Mal die Flutkatastrophe, die besonders in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Spuren der Verwüstung hinterlassen hat. Wir möchten heute Betroffene zu Wort kommen lassen und übergeben an Stefan, Harm, Kristina, Verena, Claudia und Stefani vom grünen Kreisverband Ahrweiler.
Hallo ,
ein Jahr ist es nun her, dass hier bei uns im Kreis Ahrweiler im Ahrtal die Welt unterging. Das ist eine dramatische Formulierung, aber genau so beschreiben es viele Betroffene immer wieder: Ihre Welt brach zusammen.
134 Menschen verloren allein im Kreis Ahrweiler ihr Leben, zwei Menschen werden immer noch vermisst. An diese Menschen und alle Opfer in den betroffenen Gebieten möchten wir heute gemeinsam in einem Moment des Innehaltens denken.
Menschen mussten um ihr Leben fürchten und saßen mit ihren kleinen Kindern stundenlang auf den Dächern ihrer Häuser. Die vielen Geschichten, die wir im Kreis Ahrweiler seit der Flut in uns tragen, ob wir sie persönlich erzählt bekommen haben oder selbst immer wieder erzählen, um sie bestenfalls irgendwann zu verarbeiten, sind verstörend und werden uns noch lange begleiten.
Auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe sind die Auswirkungen der Wassermassen in den Straßen und Landschaften entlang der Ahr noch immer gut sichtbar – auch wenn die Ahrtalbahn nun auf einer Teilstrecke wieder fährt und die Straßen wieder alle Orte im Tal miteinander verbinden. Es war und ist eine riesige Herausforderung, die Infrastruktur im Ahrtal wieder aufzubauen: Schulen, Kindergärten, Sportplätze, Altenheime, Spielplätze, Kirchen und so vieles mehr. Aber die Menschen haben vom ersten Tag an, gemeinsam mit so vielen privaten, ehrenamtlichen und staatlichen Helfenden losgelegt und ihr und unser Ahrtal wieder aufleben lassen. Davor ziehen wir den Hut und versuchen zu unterstützen, wo es uns möglich ist.
Die Flutkatastrophe hat uns leider verdeutlicht, dass der menschengemachte Klimawandel sich in Form von häufigeren Starkregen- und anderen Extremwetterereignissen zeigen kann. Wir können solche Ereignisse nach heutigem Wissensstand nicht verhindern, aber wir können mit klugen Hochwasserschutz- und Starkregenvorsorgekonzepten sowie einer optimierten Warnmeldekette und einem funktionierenden Katastrophenschutz Sorge dafür tragen, dass möglichst weder hier im Ahrtal noch an anderen Orten in Deutschland Menschen durch Naturkatastrophen sterben. Das wäre eine wichtige Lehre aus dem, was bei uns passiert ist.
Darüber hinaus mussten wir auch feststellen, dass wir im Bereich der Schulsozialarbeit und Jugendarbeit im Ahrtal erhöhten Handlungsbedarf haben. Es geht uns darum, neben den offen sichtbaren Schäden der privaten wie öffentlichen Infrastruktur auch die nicht sichtbaren Folgen eines solchen traumatischen Ereignisses nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Kreisverwaltung macht hier gemeinsam mit den verschiedenen Trägern der Jugend-, Alten- und Familienpflege über den „Runden Tisch (Wieder-)Aufbau der sozialen Infrastruktur in den vom Hochwasser betroffenen Kommunen“ einen sehr guten Job, den wir lobend erwähnen möchten.
Nach der Flutkatastrophe sind große Summen aus Bund und Land ins Ahrtal geflossen und fließen glücklicherweise noch immer. Vielen Dank für die vielen Spenden, die uns und alle von der Flut betroffenen Gebiete erreicht haben. Diese Gelder müssen nun in die richtigen nachhaltigen und auch klimapolitisch durchdachten Maßnahmen fließen. Wir wünschen uns neue Fahrradwege statt Wiederaufbau der reinen Autostraßen, Nahwärmenetze statt Öl- oder Gasheizungen und hochwassersichere Neubauten von beispielsweise Schulen und Privathäusern. Der Weg ist noch weit. Doch die Grünen bringen sich im Ahrtal auf allen politischen Ebenen für eine Mobilitäts- und Energiewende ein, die soziale und klimapolitische Aspekte berücksichtigt.
Zuletzt möchten wir diese Plattform nutzen, um allen zu danken, die sich auf den verschiedenen politischen, aber eben auch zivilgesellschaftlichen Ebenen im oder für das Ahrtal und seine Menschen eingesetzt haben. Gerade auch das ehrenamtliche Engagement und die Fürsorge, die wir als Kreisverband auch aus der grünen Familie bekommen haben, waren und sind für uns eine besondere Erfahrung, die wir heute als ein Beispiel von gelebter grüner Politik mit Dir teilen wollen.
Dankbare Grüße aus dem Kreis Ahrweiler
Kristina, Stefan, Verena, Harm, Claudia und Stefani
Vorstand des Kreisverbands Ahrweiler
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN