Die Situation in Afghanistan lässt niemanden von uns kalt. Seit Jahren kämpfen wir gegen Abschiebungen dorthin – und erst vor rund zwei Wochen wurden sie dann endlich ausgesetzt. Ebenso stehen seit Monaten unsere Telefone nicht mehr still und in den vergangenen Tagen werden die Hilferufe, die unsere Kolleg*innen in der Einzelfallberatung erhalten, immer
verzweifelter.
Es handelt sich dabei um Flüchtlinge, die wir seit Jahren dabei unterstützen, endlich ihre Familie zu sich holen zu können und denen immer neue Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Oder um eine ehemalige Ortskraft, die zwar nach Deutschland entkommen konnte, aber die 23jährige Tochter zurücklassen musste – sie gehört laut deutschen Behörden nicht zur »Kernfamilie«, da sie volljährig ist. Oder schlichtweg um Menschen, die jahrelang für deutsche Institutionen tätig waren, aber einfach keine Rückmeldungen von offiziellen Stellen erhalten.
Wir versuchen in diesen Tagen unser Möglichstes, um ihnen zu helfen, wo es geht. Über Unterstützung für unsere Arbeit freuen wir uns dabei natürlich sehr - denn um unser Beratungs- und Rechtshilfeangebot aufrechterhalten und ausbauen zu können,
sind wir auf Spenden angewiesen.
Aber auch wir müssen vieles von dem, was in Afghanistan und speziell am Flughafen in Kabul geschieht, machtlos mit ansehen. Besonders bitter ist dabei: Es hätte nicht sein müssen. Schon im April haben wir beispielsweise einen Brief zur raschen Aufnahme von Ortskräften an die zuständigen Ministerien gesendet. Aktiv wurden die verantwortlichen Politiker*innen erst, als die Lage eskaliert ist. Jetzt lautet unsere klare Forderung: Deutschland muss alles tun, um möglichst viele Menschen zu retten und ihnen Schutz zu gewähren!
Mut macht uns, dass es in etlichen Städten viele Aktionen der
Solidarität gab und weiter gibt. Wir müssen als Zivilgesellschaft laut sein. Gerade in solchen Zeiten! Zum Beispiel bei der großen #unteilbar-Demonstration am 4. September in Berlin, zu der wir mit vielen anderen Organisationen aufrufen. Schließt Euch an und zeigt vor der Bundestagswahl noch einmal Flagge!
Viele Grüße das Team von PRO ASYL
Flucht aus Afghanistan - was Deutschland jetzt tun muss
Foto: Wiebke Judith / PRO ASYL
Deutschland muss die begonnenen
Evakuierungen fortführen, den Familiennachzug zu in Deutschland lebenden Afghan*innen beschleunigen, über Landes- und Bundesaufnahmeprogramme eine längerfristige Aufnahme planen und Afghan*innen hier endlich Schutz geben!
Keine zwei Monate nach dem Abzug der westlichen Truppen: Afghan*innen versuchen verzweifelt, noch auf den Flughafen in Kabul und von
dort in Sicherheit zu gelangen. Foto: picture alliance / AA / Haroon Sabawoon
Die Warnungen waren da: Immer wieder und nachdrücklich haben PRO ASYL, andere Organisationen und Afghanistan-Expert*innen auf den raschen Vormarsch der Taliban hingewiesen und angemahnt, Ortskräfte und andere gefährdete Menschen schnell zu evakuieren. Passiert ist nicht viel - ausgeflogen wurden von der Bundeswehr stattdessen über 20.000 Liter Alkohol und ein 27 Tonnen schwerer Gedenkstein...
»...aber meine Seele ist bei meiner Familie in Afghanistan«
Ahmed Hussain* in seiner Wohnung. Foto: Najem Al-Khalaf
Anfang August haben wir uns mit Ahmed Hussain*, einem afghanischen Journalisten, getroffen. Er musste aufgrund seines Einsatzes für Frauenrechte und Demokratie nach Drohungen der Taliban fliehen. In Deutschland wartet er seit 26 Monaten darauf, dass seine Familie endlich zu ihm kommen kann, denn auch sie schwebt in großer
Gefahr. »Wenn die Taliban Kabul erreichen und meine Familie finden, habe ich keine Familie mehr«, sagte Ahmed uns damals im Gespräch.
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