Vor einem Jahr war die Tragödie vor Pylos. Noch immer wurde niemand zur Verantwortung gezogen.
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Sondernewsletter Jahrestag Pylos 14.06.
»Ein etwa zehnjähriges Kind schrie und bat mich um Hilfe. Als das Schiff komplett sank, entglitt es meinen Händen und ich verlor es aus den Augen. Es hat nicht überlebt. Das ist für mich das Schlimmste.«

(Überlebender von Pylos am 12. Juni im Deutschen Bundestag)

Liebe Freundinnen und Freunde,


heute vor genau einem Jahr erfuhren wir von einer fürchterlichen Katastrophe im Mittelmeer: Mehr als 600 Flüchtlinge starben, als der überfüllte Fischkutter Adriana vor dem griechischen Küstenort Pylos sank. Obwohl die griechische Küstenwache mehr als 15 Stunden zuvor von der Seenot des Schiffes erfahren hatte und vor Ort war, überlebten am Ende nur 104 Menschen. Seit diesem Tag stehen unser Team in Griechenland und wir in Deutschland den Überlebenden und verzweifelten Angehörigen der Opfer zur Seite.

Die Geschehnisse in der Nacht auf den 14. Juni 2023 wurden von uns genau aufgearbeitet. Unsere Kolleg*innen von Refugee Support Aegean leisten humanitären Beistand und vertreten die Opfer juristisch in allen Belangen. Die zentrale Frage, die uns alle bewegt, lautet: Warum wurden die Menschen nicht gerettet? Zusammen mit 20 Überlebenden waren wir deshalb zum Jahrestag in Berlin, um gemeinsam Aufklärung und Gerechtigkeit zu fordern.

Mit den Überlebenden im Bundestag.
Foto: Golo Richter
Die mit Papierschiffchen gefüllten Särge heute auf der Spree vor dem Reichstag. Foto: Golo Richter

Unsere Erfahrungen zeigen: Gerechtigkeit zu erstreiten braucht einen langen Atem. Mit unseren griechischen Anwält*innen gehen wir gerichtlich gegen die griechische Küstenwache vor. Mit vergleichbaren Klagen waren wir bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bereits erfolgreich. Wir setzen uns zudem dafür ein, dass den Überlebenden medizinisch und therapeutisch geholfen wird. Und wir stehen aktuell den betroffenen Familien dabei zur Seite, dass 18 der Toten von Pylos von den griechischen Behörden herausgegeben werden, damit ihre Familien sie nun endlich bestatten können.

Mehr zum Fall Pylos und über die Arbeit von PRO ASYL findet ihr weiter unten. Wir freuen uns sehr über jede Spende oder Mitgliedschaft. Unser Appell: Helft bitte dabei, dass die Überlebenden von Pylos gehört und die Toten nicht vergessen werden. Ich danke euch herzlich!

Karl Kopp, Geschäftsführer von PRO ASYL

Zaid S.* erzählt uns im Video vom Untergang der Adriana. Eine längere Dokumentation aus dem griechischen Fernsehen gibt es hier.
»Der Tod hat uns gefunden, bevor wir das Leben fanden«
Zum Gedenken an die Toten des Schiffbruchs steigen bei einer Aktion in Thessaloniki mit Kerzen beleuchtete Ballons auf. Foto: picture alliance / ANE / Eurokinissi | Rafail Georgiadis / Eurokinissi
Naeef S. überlebte den Untergang des Flüchtlingsbootes Adriana vor der griechischen Stadt Pylos im Juni 2023, bei dem über 600 Menschen in den Tod gerissen wurden. Er sah Menschen sterben, während die griechische Küstenwache und Frontex stundenlang zusahen und nicht halfen. Heute setzt er sich dafür ein, dass die Verantwortlichen verurteilt werden.
Pylos: Chronik einer vermeidbaren Katastrophe
Der überfüllte Fischkutter Adriana, der mit hunderten Menschen an Bord vor der griechischen Küste kenterte. Foto: Hellenic Coast Guard.
Wie kam es überhaupt zur Tragödie? Fünf Tage lang waren hunderte Geflüchtete auf dem Fischkutter Adriana unterwegs, bis es in der Nacht auf den 14. Juni 50 km vor Pylos an der griechischen Küste sank und hunderte Menschen mit in den Tod riss – obwohl die Behörden Bescheid wussten. Unsere griechischen Kolleg*innen haben die Geschehnisse detailliert aufgearbeitet.
Von Farmakonisi über Pserimos nach Pylos
Der inoffizielle Flüchtlingsfriedhof auf der griechischen Insel Lesbos. Jeder Holzstock steht für ein Grab. Foto: Max Klöckner / PRO ASYL
Tote Geflüchtete als griechische Kontinuität: Mehrfach sind wir mit Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen bis vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegangen. In den Fällen Farmakonisi und Pserimos war das erfolgreich. Auch hier sind Geflüchtete ums Leben gekommen - nach vielen Jahren haben ihre Angehörigen nun Gerechtigkeit erfahren, die griechischen Behörden wurden verurteilt.
Headerbild: Die Überlebenden bei der Gedenkaktion vor dem Reichstag in Berlin heute. Foto: Golo Richter
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