Heute Morgen hat uns die schreckliche Nachricht aus Hanau erreicht.
 
PRO ASYL Info 01 / 2020
20. Februar 2020

Liebe Freundinnen und Freunde,

heute morgen als wir unseren Newsletter versenden wollten, hat uns die schreckliche Nachricht aus Hanau erreicht. Die Tat dort war wohl rassistisch motiviert. Leider ist es mittlerweile sogar notwendig geworden, festzuhalten und zu betonen: Rassistische Morde sind keine »Unfälle« oder Taten von »wirren Einzelnen«, sie gedeihen in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem Menschenfeindlichkeit salonfähig geworden ist.

Wir möchten aber an dieser Stelle nicht nur über den Täter sprechen, sondern den Angehörigen und Freund*innen der Ermordeten unser Beileid aussprechen – und allen Menschen, die sich aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe in Deutschland zunehmend unsicher fühlen, unsere Solidarität versichern. Wir werden weiter an Eurer Seite stehen!

Wir appellieren auch an alle, in den kommenden Tagen an Mahnwachen und Demonstrationen der Zivilgesellschaft teilzunehmen. Gerade für die Betroffenen von rassistischer Gewalt ist es in diesen Zeiten wichtig, zu sehen, dass sie nicht alleine sind.

Wichtig finden wir aber auch, den Blick auf das zu richten, was im Namen Europas an unseren Außengrenzen geschieht. Davon sollte dieser Newsletter ursprünglich in erster Linie handeln.

Viele Grüße
Euer PRO ASYL-Team

Ihr Einsatz zählt.
Albtraum Moria
Das Lager Moria auf Lesbos. Foto: Knut Bry
Der Bericht »Albtraum Moria« dokumentiert die Abgründe europäischer Flüchtlingspolitik. Mehr als 40% der Schutzsuchenden auf Lesbos sind Kinder, sie sind dort schrecklichen Bedingungen und Gefahren ausgesetzt.
»Unser ganzes Eigentum sind unsere Decken und einige warme Kleider. Die Angst vor dem Verlust selbst dieser Dinge hält uns den ganzen Tag im Zelt«, erzählt die 15-jährige Parwana* unseren Kolleg*innen.
»Türsteher« Kroatien: Brutale Menschenrechtsverletzungen
Abgeordnete im Europäischen Parlament präsentieren Bilder von Wunden, die Geflüchteten an der bosnisch-kroatischen Grenze zugefügt wurden. Foto: Fraktion GUE / NGL auf Twitter

Kroatien setzt die EU-Abschottungsagenda um. Mit  exzessiver Gewalt an der Grenze und völkerrechtswidrigen Zurückschiebungen (sog. »Pushbacks«). Schutzsuchenden wird der Zugang schlicht verwehrt, sogar die ehemalige kroatische Präsidentin macht aus dieser brutalen Praxis keinen Hehl. Statt Sanktionen gibt es dafür aber Anerkennung von der EU.

BMI-Pläne: Kommt die komplette Abschottung der EU?
Im Januar haben sich die EU-Innenminister in Zagreb getroffen. Thema dabei waren auch die Pläne des Bundesinnenministeriums (BMI) zur Reform des europäischen Asylsystems. Kurz zusammen gefasst plant das BMI Folgendes: An den EU-Grenzen werden Grenzverfahren durchgeführt, während derer die Schutzsuchenden inhaftiert sind. Nur bei positiver Vorprüfung erfolgt die Einreise zur Durchführung des Asylverfahrens in die EU. Es drohen also pauschale und massenhafte Inhaftierungen und Abschiebungen ohne sorgfältige Prüfung der Fluchtgründe.
Aus unserer Praxis: Familiennachzug in letzter Minute
Solche Bedingungen herrschen in Flüchtlingscamps im Libanon, wo auch Abduls Familie gestrandet ist. Foto: picturealliance / ZUMA Press

Abdul* (17) aus Syrien lebt seit vier Jahren mit der Familie seines Onkels in Deutschland. Er hat einen subsidiären Schutzstatus - aber seine Mutter seit 7 Jahren nicht gesehen. Die Ausländerbehörde verweigert jedoch ihre Zustimmung zum Familiennachzug. Nun geht es um Tage, denn Abdul wird bald volljährig. Mit Unterstützung von PRO ASYL kommt das Visum für seine Mutter und die kleine Halbschwester quasi in letzter Minute. Am nächsten Tag fliegen sie nach Deutschland.

Bierdeckel: »Auf die Menschenrechte!«
Die Bierdeckel sind beidseitig bedruckt und nehmen Bezug auf fünf verschiedene Themen.

Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) wird dieses Jahr 70. Ein Grund, darauf anzustoßen – und daran zu erinnern, dass Menschenrechte für alle Menschen gelten! Wir haben daher Bierdeckel mit Bezug auf fünf elementare Rechte erstellt. Ihr könnt sie im Set (5x alle Motive) kostenlos (zzgl. Versandkosten) bestellen und in eurer Lieblingskneipe unter die Leute bringen! Wenn ihr selbst eine Gaststätte betreibt oder gute Kontakte zu Besitzer*innen habt, könnt ihr uns für größere Mengen auch gerne eine E-Mail an [email protected] schreiben.

Headerfoto: Aufklebermotiv aus dem Jahr 2014 - heute leider aktueller denn je.
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